Tagebuch – Freihafen 17. Oktober 2005 – Mord(s)lust

Mordslust oder Mordlust – das war die Frage beim letzten Freihafen. Es stellte sich heraus, dass AutorInnen offensichtlich über ein hohes Potential an krimineller Energie verfügen und auch vor Massakern nicht zurückschrecken.

In Maikes Text "Das Ende einer Reise" ging es allerdings nur um "einfachen" Gattenmord. Ihre Protagonistin Hedwig hatte sich alle Mühe gegeben, den lästigen Ehemann zu "entsorgen", um ihren Lebensabend genießen zu können. Die Autorin des Protokolls kann sich eines leisen Bedauerns nicht erwehren, dass ihr Letzteres nicht gelungen ist.

Auch in Ralfs Geschichte "Es lief nicht wie geplant" waren die guten Absichten der Heldin nicht von Erfolg gekrönt, sodass sie zu durchgreifenden Maßnahmen schreiten musste. Und so wurde das Publikum Zeuge eines Amoklaufs.

Dass Liebe und Hass dicht beieinander liegen, zeigte einmal mehr der Text von Anna. In "Eifersüchtig" muss ihre Protagonistin erleben, dass ein One-Night-Stand grässliche Folgen haben kann.

Gernot, der das erste Mal beim Freihafen las, legte den Schwerpunkt mehr auf Lust denn auf Mord. Mit sechs Gedichten aus seinem "Kuba-Zyklus" nahm er das Publikum mit auf eine Reise in ein Land voll sinnlicher Eindrücke.

Manchmal macht Liebe blind für die Realitäten, andererseits setzt sie oft ungeahnte Kräfte frei. Was aus der Kombination von beidem entstehen kann, ließ Regina ihre Protagonistin in dem Text "Die Liebesgabe" in Tagebuchform erzählen.

Den Abschluss machte an diesem Abend Thomas, der ebenfalls zum ersten Mal im Freihafen auf die Bühne trat. Angekündigt als "typisches" Kneipengespräch entwickelte sich seine Geschichte "Der Beste in seinem Job" etwas anders als erwartet.

Trotz der blutrünstigen Texte verbrachten Publikum und Lesende wieder einmal einen vergnüglichen Abend, der an der Theke erst zu vorgerückter Stunde sein Ende fand.