17.11.2003

Freihafen, Klappe – die zweite. Kurz vor acht versammeln wir uns alle an einem der Stehtische im Café, starren gebannt auf die Eingangstür. Kommt überhaupt jemand? Und was wenn tatsächlich niemand kommt? Trotz gegenteiliger Befürchtungen kamen sogar mehr Leute als beim ersten Mal! So manch Wiederholungstäter/in und auch neue Gesichter waren zu erblicken. „ALL-Tag“ hieß das Thema dieses Abends, gab Möglichkeiten, Texte vorzustellen vom Alltag heute bis zum Tag im All oder gar dem Alltag im All... In der Vorbereitung auf den Abend wurde mir bewusst, wie unterschiedlich unsere Alltage eigentlich sind. Denn sicherlich sieht der Alltag einer Nachtkrankenschwester an der Ostsee anders aus als der eines Busfahrers in Berlin. Oder was ist mit dem Alltag einer Astronautin, eines Politikers, einer Autorin, eines Büroangestellten, einer Kellnerin... oder wenn wir den Blick aus den eigenen Gefilden heraus wagen: wie sieht der Alltag in anderen Ländern und Kontinenten aus? Fragen über Fragen. Texte zum Thema brachten dieses Mal mit:

Ralf „Der Aufstand oder: So wird es sein“: social fiction, eine Zukunftsvision des Autors darüber, wie sein Alltag aussehen könnte

Karin „Endlich Alltag“: ein Gedicht, das die Schönheit des Alltags entdeckt nach einem durchlebten Gefühlschaos

Matthias „Alte Freunde“: Geschichte über eine vergangene Affäre, die – vielleicht – in anderer Form wiederbelebt werden soll

Arjen „Ikarus“: Geschichte über einen zwanzig Jahre alten Mantel, seine Vergangenheit und neue Erkenntnisse

Daniel „Inspiration“: Einblick in den Alltag des Autors, seinen Kampf mit verstockten Figuren, die sich schlicht weigern wollen, ihre Geschichte zu erzählen

Maike „Erinnerung“: Gedicht zu diesem flüchtigen Lächeln, das über das eigene Gesicht huscht, wenn man sich an etwas erinnert, das im Alltag verloren gegangen schien

Katrin „Der perfekte Bogen“: Geschichte über die Kunst perfekte Augenbrauen zu malen und über das Sterben einer Beziehung, die an den unterschiedlichen Entwicklungen der einst so Verliebten scheitert

Berkant „Reif für die Zukunft“: Kapitel aus einem autobiographischen Roman, Alltag eines Ex-Drogenabhängigen auf der Suche nach einem neuen Leben

Wieder gab es in der Pause und im Anschluss viel zu reden, was uns besonders freut, denn schließlich wollen wir gerade die Diskussion über die vorgetragenen Texte anregen, vorantreiben, intensivieren. Also auch zukünftig gilt: keine Scheu und ran an die Vortragenden. Jede Autor/inn/en-Seele fühlt sich geschmeichelt, wenn ihr Text Aufmerksamkeit erhält.



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