Freihafen-Tagebuch vom 24. April 2006

In kleiner Runde trafen wir uns diesmal wegen Ostern am vierten Montag des Monats wie immer im Mephisto 31 zum Thema "Am Rande":

Den Anfang machte Erika mit ihrem Text "Das verlorene Gedächtnis": Eine Frau wacht mit Schmerzen in einem Krankenhaus auf und kann sich nicht mehr erinnern. Weder an ihren Namen, noch wo sie herkommt oder was passiert ist.

In Marcels Text "In der Post bei gelb" ging es um die Verwirrung eines Mannes über die Freundlichkeit eines anderen.

Was passieren kann, wenn Frauen sich auf den Kopf stellen, beschrieb Regina in ihrem Beitrag "Das Babywunder".

Gisberts Kollegen bei der Versicherung verspotteten ihn: „ Na, du weißt wohl nicht wie das geht mit dem Kindermachen, was?“

Nun hatte Gisbert eine Idee. Er meinte, wenn es mit dem flach liegen nichts ist, dann sollte sie doch mal einen Kopfstand machen.

Gesagt, getan.

Sie stemmte sich kopfüber mit den Füßen an der Wand hoch, und ließ sich erst wider fallen, wenn ihr schwindelig wurde, und sie vor Anstrengung krebsrot im Gesicht war.

Nach 6 Monaten passierte endlich das lang ersehnte Ereignis. Sie war schwanger. Alle waren glücklich, auch die Großeltern. Man kaufte Babysachen. Mit Eifer wurde Nützliches oder auch weniger Nützliches herangeschafft. Sie hatten nun schon 3 mal Babypuder, 5 Babyrasseln, 35 Lätzchen, 46 Strampelanzüge, 6 Babydecken, 12 Windelpakete, 4 mal Penatencreme.

Es zeigte sich, dass einiges tatsächlich in der Mehrzahl gebraucht wurde, denn es wurden Drillinge. - Drei Mädchen.

Da hatte das Schicksal gleich drei mal zugeschlagen, nachdem es sich erst einmal Zeit gelassen hatte, dachte Gisbert.

Sie Babys hielten Susanne in Trab. Wenn eins schrie, konnte man darauf warten, dass die anderen es ihm sofort nachtaten. Es war, als wäre das Schreien ansteckend.

Und Hunger hatten immer nur alle drei gleichzeitig. Aber Susanne hatte nur zwei Brüste. Das dritte Baby musste immer warten, bis die anderen zwei satt waren, bevor es an der Reihe war. Aber sie war glücklich mit den Babys.

Ein Jahr später war sie wieder schwanger. Sie freute sich, obwohl ein viertes für sie noch zusätzlichen Streß bedeutete.

Es war wieder ein Mädchen. Gisbert hätte dieses Mal gern einen Jungen gehabt.



Bernhard setzte sich ganz nah am Thema mit Rändern und Randzonen auseinander und der Frage, ob sie ein Zentrum haben. Wort- und Gedankenspielereien "am Rande" eines Vulkans.

Einen weiteren Textauszug aus ihrem gerade fertig gewordenen Buch "Die dicke Frau" bekamen wir von Maike zu hören. Diesmal machte sich die dicke Frau Gedanken über ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Den Abschluss bildete der Text von Ralf, den er extra für diesen Abend geschrieben hat und der deshalb auch "Am Rande" heißt. Dabei ging es um eine Abschiedsparty der besonderen Art.


Bei den Kollegen angekommen, trat ein junger Mann auf sie zu, mit dem sie bisher nur wenig zu tun hatte. Er begrüßte sie mit einem sanften Händedruck und sprach mit leiser Stimme: „Ich habe mich ein wenig in Sie verliebt. Ich weiß, es klingt töricht. Auch erwartete ich niemals ähnliche Gefühle von Ihnen. Betrachten Sie es als kleine Schwärmerei. Vielleicht schmunzeln Sie jetzt innerlich ein wenig. Aber mir war wichtig, dass ich es Ihnen noch sagen konnte.“

Sie nahm seine Hand, führte sie zu ihrem Gesicht, legte sie an ihre Wange. „Danke!“

„Diese Party ist eine wunderbare Idee.“

„Schön, dass Sie ihnen gefällt. Möchten Sie mit mir tanzen?“

Er zögert.

„Tun Sie mir diesen Gefallen. Denn wenn ich nicht anfange, werden auch die anderen Gäste wohl nicht tanzen. Das wäre doch schade. Die Musiker geben sich solche Mühe ein wenig für Stimmung zu sorgen.“

So ließ er sich von ihr zum ersten Tanz verführen. Er berührte sie kaum, so zaghaft war er.

„Halten Sie mich fester!“



Nach der Lesung ging es wie immer an die Theke zu geistigen Getränken und geistvollen (?) Gesprächen.